PFLEGENDE KINDER UND JUGENDLICH ALS ZIELGRUPPE PROFESSIONELLER BERATUNG

DAS PROJEKT


Das europäische Projekt EPYC fördert die Chancengleichheit von jungen Menschen, deren Jugend von Pflegeverantwortung in der Familie geprägt ist. EPYC will die Kompetenzen der Fachkräfte im Jugend-, Familien-, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen stärken, um junge Menschen mit Pflegeverantwortung erkennen zu können, ihre Situation zu verstehen und sie kollektiv und individuell zu unterstützen.

EPYC wird Arbeitsmaterialien (eine tool box) erstellen und testen. Darin enthalten sind Arbeitsmaterialien, die beruflich Tätige unterstützen, die individuelle Epyc_GermanSituation dieser Zielgruppe zu erfassen und geeignete Unterstützungssysteme einzuleiten. Im Rahmen des EPYC Projekts wird außerdem in allen Partnerländern je ein lokales Gruppenangebote für Jugendliche geschaffen. Sie sollen als good practice dienen und das Entstehen weitere Gruppen so vorantreiben.

Das Projekt EPYC wird durch eine Erasmus+ Förderung ermöglicht und ist auf 2 Jahre angelegt. Beginn ist der 01. August 2016

HINTERGRUND


Zielgruppe des EPYC-Projekts sind junge pflegende Angehörige in Deutschland, Italien, Schottland, Österreich und Irland – in Fachkreisen wird auch von Young Carers gesprochen. Junge pflegende Angehörige sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die Familienmitglieder pflegen, betreuen, versorgen oder unterstützen. Sie leisten unentgeltlich Pflege, Betreuung, Assistenz oder Unterstützung für ein anderes Familienmitglied oder übernehmen im überdurchschnittlichen Umfang Aufgaben im Haushalt oder der Familie. Die pflegebedürftige Person ist oft ein Elternteil, es kann sich aber auch um Geschwister, Großeltern, den Partner, ein eigenes Kind oder einen anderen Verwandten und Freunde handeln. Diese haben meist eine körperlich chronische, demenzielle oder psychische Erkrankung, eine Behinderung oder Beeinträchtigung.

Aus internationaler Forschung ist bekannt, dass eine zu große Pflegeverantwortung junge Menschen in ihren Entwicklungschancen stark benachteiligen kann. So beispielsweise bei:
o Nachteile in Schule, Studium und Ausbildung, schwächere Leistungen, häufigere Fehlstunden
o Beziehungsarmut, niedriges Selbstbewusstsein, geringe Erwartungen an die eigene Zukunft
o Psychische und körperliche Gesundheit
o Schwierigkeiten, sich vom Elternhaus zu lösen und ein eigenständiges Leben zu beginnen durch Schuld- und Verantwortungsgefühle.

In Deutschland und den meisten anderen Projektländern gibt es bisher kaum ein öffentliches Bewusstsein über diese Zielgruppe. Im Partnerland Großbritannien gibt es dagegen schon mehr Forschung und Unterstützungsangebote. Von diesem Erfahrungsvorsprung profitiert das Projekt EPYC.

ZIELE DES PROJEKTS


Im EPYC Projekt werden Interventionskonzepte und praktische Beratungswerkzeuge („tools“) erarbeitet, die professionell Tätige dabei unterstützen, junge Pflegende zu unterstützen: beispielsweise Assessmentbögen, Unterstützungspläne, motivierende Beratungskonzepte, Checklisten und Hilfewegweiser.
Konkret werden diese tools helfen, junge Pflegende als solche zu erkennen und ihre individuelle Situation in allen relevanten Lebensbereichen einschätzen zu können. Auch sollen so Ressourcen und Fähigkeiten der jungen Pflegenden erkannt werden, die diese durch die Pflegeverantwortung erlangt haben.
Die tools sollen dann befähigen, einen Handlungsplan zu erarbeiten, wie der/die junge Pflegende unterstützt werden kann. Alle Materialien werden im Rahmen des Projekts entwickelt oder, wenn schon in anderen Ländern oder Kontexten bestehend, adaptiert und übersetzt. Ein Pilottest mit beruflich Tätigen und pflegenden Jugendlichen wird die Praxistauglichkeit der Materialien sicherstellen.